Essen (energate) – Der Aluminiumhersteller Trimet rüstet eine seiner Produktionslinien um, um sie besser auf Windflauten oder Solarüberschüsse ausrichten zu können. „Wir sehen bei den derzeit niedrigen Regelenergiepreisen allerdings noch keinen Business-Case dafür“, sagte Trimet-Vorstandsvorsitzender Martin Iffert bei einem Werksbesuch des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart (FDP) in Essen. Deutschland brauche „eher mehr als weniger solcher Puffer für das Stromnetz“, lobte Pinkwart die millionenschwere Umrüstung der 120 Aluminium-Öfen. Trimet ist heute schon ein großer Player im Regelenergiemarkt. Erst vergangenen Freitagabend habe Übertragungsnetzbetreiber Amprion gleich alle drei Produktionslinien abgeschaltet, sagte Iffert zu energate. So nehme das Essener Werk wöchentlich oder alle zwei Wochen an der Auktion zur Sekundärreserve teil. Mit dem Einbau von Wärmetauschern und Stromschienen könne die Leistung von wenigen MW auf mehr als 22 MW erhöht werden, erläuterte Werkleiter Andreas Lützerath. Damit könne sich die Essener Hütte auch für die Primärreserve qualifizieren, an der andere Standorte bereits teilnehmen. Lützerath erläuterte bei der Werksführung die Hürden, die eine Flexibilisierung der Elektrolyse mit sich bringt. Bereits seit 2013 arbeite das Team an ersten Piloten. Wenn der Strombezug abgesenkt wird, darf das Aluminium nicht zu kalt werden, damit sich keine „Randkruste“ bildet. Zudem entstehen magnetische Probleme bei Stromschwankungen. Dadurch wird die Bewegung des flüssigen Aluminiums stärker. Intelligent platzierte Stromschienen sollen daher zu hohe Wölbungen verhindern. Die insgesamt 120 Öfen würden nach und nach im laufenden Betrieb umgerüstet, so der Werksleiter. Ein Umbau nur bei Ersatzinvestitionen würde einfach zu lange dauern, da ein Ofen eine Lebensdauer von etwa sechs Jahren hat. Trimet schaltet nicht nur nachts ab, sondern nutzt für die Arbeiten auch Zeiten günstiger Strompreise. Die Teilnahme am Regelenergiemarkt lasse sich nicht als Geschäft, sondern eher als „Spielerei“ bezeichnen, sagte Heribert Hauck, Leiter Energiewirtschaft, auf energate-Nachfrage. Trimet wolle nicht nur bei der Energiewende helfen, sondern auch vorbereitet sein auf ein immer volatileres Stromsystem. 36 Mio. Euro kostet die Umrüstung der einen von insgesamt drei Produktionslinien. Einen Teil davon finanziert der Aluminiumhersteller über das Forschungsprogramm Kopernikus, bei dem Rest geht das Unternehmen in Vorleistung. Ob sich die Investition in den nächsten Jahren rechnet und noch eine weitere Produktionslinie einbezogen wird, dürfte nicht nur von den deutschen, sondern auch von den europäischen Vorgaben abhängen, so die Einschätzung Haucks. Brüssel arbeitet aktuell an einer Harmonisierung der Regelenergiemärkte.
Das Thema Flexibilisierung sieht der Abteilungsleiter als Kür für sein Unternehmen, Pflicht sei bei steigenden Umlagen und CO2-Preisen in Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier sicherte Wirtschaftsminister Pinkwart Unterstützung zu. Er werde sich für „faire und stabile Bedingungen“ einsetzen, damit die Stromkosten für energieintensive Unternehmen bezahlbar bleiben, sagte er bei seinem ersten Besuch am Trimet-Standort.

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