(FT) Der Industriekonzern Thyssenkrupp befindet sich in diesem Jahr in einer Übergangsphase. Der Konzern ist vor allem mit seinen Plänen zur Aufspaltung beschäftigt. Daneben muss Konzern-Chef Guido Kerkhoff die operativen Probleme insbesondere in den Industriegeschäften in den Griff bekommen – das alles in Zeiten, in denen sich die Konjunktur spürbar abschwächt und in denen politische Unsicherheiten auf die Wirtschaft ausstrahlen. Die Aktienanleger halten Abstand – nachdem sich zu Jahresbeginn bei der im Vorjahr schwer gebeutelten Aktie ein zaghafter Erholungskurs abzeichnete, geht es mit der Thyssenkrupp-Aktie nun wieder deutlicher nach unten. Kerkhoff will zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mit einer neuen Strategie soll der schwerfällige Konzern wettbewerbsfähiger und profitabler werden, um so Investoren zu besänftigen. Gleichzeitig versucht der neue Chef, die Schwachstellen in der operativen Entwicklung in den einzelnen Bereichen anzugehen. Herzstück der Strategie ist die Aufspaltung: In ein Unternehmen für die Industriebereiche, sowie ein weiteres für die Werkstoffgeschäfte. Über die Spaltung soll die Hauptversammlung jedoch erst im Januar 2020 abstimmen. Thyssenkrupp erhofft sich durch die Teilung des Konzerns eine Wertsteigerung der einzelnen Geschäfte, etwa durch die Hebung stiller Reserven im Aufzuggeschäft. Zudem sollen die Unternehmen einzeln wettbewerbsfähiger werden und schnellere Entscheidungen treffen können. Bislang hinken die Industriegeschäfte der Konkurrenz hinterher. Die Teilung ist für den Konzern mit erheblichen Kosten verbunden. Im laufenden Geschäftsjahr (per 30. September) dürften der Gewinn sowie der freie Mittelzufluss nach früheren Aussagen mit einem höheren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belastet werden. Trotzdem erwartet das Management einen deutlich höheren Jahresüberschuss. Ergebnissteigerungen der fortgeführten Geschäfte sowie positive Effekte aus dem erwarteten Abschluss des Stahl-Gemeinschaftsunternehmens sollen die Belastungen überkompensieren. Den Geschäftsbericht 2018 wird Thyssenkrupp am 15. März veröffentlichen. Zudem soll das Stahl-Gemeinschaftsunternehmen mit Tata Steel im Frühjahr endlich unter Dach und Fach gebracht werden. Noch steht die Zustimmung der europäischen Wettbewerbsbehörden aus. Und da droht ein Rückschlag. Die EU-Kommission könnte zum Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel ein Veto einlegen. Laut einem Reuters-Bericht wollen Thyssenkrupp und Tata bei ihren Zugeständnissen für den Zusammenschluss nicht besonders weit gehen. Das Angebot könnte demnach nicht ausreichen, um die EU-Kommission zufrieden zu stellen. Es bleibt an mehreren Fronten viel zu tun für Kerkhoff. Dabei scheint eine der größten Herausforderungen zu sein, dass der Manager die Aufteilung nicht aus einer Position der wirtschaftlichen Stärke angehen kann. Auch muss er den Investoren beweisen, dass Thyssenkrupp durch die Spaltung tatsächlich gewinnt. Der ein oder andere Aktionär hatte dies zuletzt auf der Hauptversammlung in Frage gestellt.

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