Neuer Ärger für Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger: Nach der scharfen Kritik einiger Aktionäre ging am Montag der europäische Betriebsrat von Tata Steel auf Konfrontationskurs zum Ruhrkonzern. Er sei nicht überzeugt davon, dass die Pläne für ein Stahl-Joint-Venture im besten Sinne Tatas und seiner Mitarbeiter seien, hieß es. Die Arbeitnehmervertreter warfen dem Management von Thyssenkrupp fehlende Gesprächsbereitschaft vor. Viele Details seien unklar. Für eine Zustimmung müssten eine Reihe von Forderungen erfüllt werden. Tata Steel selbst betonte, an den Plänen festzuhalten. Thyssenkrupp äußerte sich zunächst nicht. Am Mittwoch berät der Aufsichtsrat über die Pläne. Das Hickhack um die Gründung eines europäischen Branchenriesen geht damit in eine neue Runde. Hiesinger hatte den Deal eigentlich Anfang des Jahres über die Bühne bringen wollen. Zuletzt hatte er eine Vereinbarung bis Ende Juni in Aussicht gestellt. Auch dieser Zeitplan könnte in Wanken geraten. Der niederländische Betriebsratschef von Tata, Frits van Wieringen, hatte angekündigt, das die dortigen Gespräche bis August laufen könnten. Auch ein Scheitern der Pläne gilt als möglich. Tatas europäischer Betriebsrat erklärte, es gebe zwar eine industrielle Logik für die Pläne, mit denen Hiesinger den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden wolle, die genauen Absichten seien aber unklar. „Die Situation ist sehr bedauerlich. Für eine Zustimmung müssten eine Handvoll Bedingungen erfüllt werden. So müssten Stellenstreichungen bei Tata bis 2022 ausgesetzt werden. Zudem dürften bis 2026 keine Werke stillgelegt werden. Mit ihren Zweifeln stehen die Tata-Arbeitnehmervertreter nicht allein. Auch bei Thyssenkrupp protestierten Tausende Stahlkocher gegen das Joint Venture, ehe sich die Lage nach massiven Zugeständnissen des Managements beruhigte. Doch eine Zustimmung der IG Metall und der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ist nicht sicher. Viele Gewerkschafter befürchten, dass die Stahlkocher aus dem Ruhrgebiet später die Zeche für die lange Zeit verlustreichen Geschäfte von Tata in Großbritannien zahlen zu müssen. Am Mittwoch soll nach Reuters-Informationen der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp über das Thema beraten.