MOSKAU (dpa-AFX) – Russland erwartet von der Fußball-WM langfristig einen Schub für seine Wirtschaft. Die Investitionen in den Vorbereitungsjahren seit 2013 hätten bereits ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Das sagte der Vorsitzende des Organisationskomitees, Vizeministerpräsident Arkadi Dworkowitsch, am Mittwoch in Moskau. Ohne WM wäre die Wirtschaft in den Krisenjahren noch stärker geschrumpft, analysierte er. Nach Rückgängen 2015 und 2016 hat Russland erst 2017 wieder leichtes Wachstum verzeichnet. 50 Tage vor Anpfiff des Turniers am 14. Juni stellte Dworkowitsch mit dem Generalsekretär des Komitees, Alexej Sorokin, eine Studie zu den erwarteten wirtschaftlichen Auswirkungen vor. Der Nach-WM-Tourismus soll demzufolge in den kommenden fünf Jahren je 150 Milliarden bis 210 Milliarden Rubel Zusatzeinnahmen (2 bis 3 Mrd. Euro) bringen. Offiziell liegen die Kosten der WM bei mehr als zehn Milliarden Euro. Dworkowitsch betonte, es sei viel in dauerhaft nutzbare Infrastruktur wie Flughäfen, Straßen, Hotels oder Krankenhäuser investiert worden. Er nannte die Ausrichtung der WM „den Traum einer ganzen Generation in unserem Land“. Wirtschaftsexperten zogen die rosigen Prognosen in Zweifel. „Wenn die Wirtschaft nicht insgesamt stärker geöffnet wird, wird auch die neue Infrastruktur nicht genutzt werden“, sagte Chefökonomin Natalia Orlowa von der Alfa Bank der Zeitung „Wedomosti“. Russlands Image als Reiseland sei nicht gut genug, um nach der WM viele Touristen anzuziehen, meinte Wladimir Tichomirow von der Finanzgruppe BCS. Zur WM mit dem Finale am 15. Juli werden 695 000 russische Fans und 568 000 ausländische Gäste erwartet. Russland sehe sich vor Problemfans aus Deutschland und anderen Ländern geschützt, sagte Sorokin. „Ich hoffe, dass nur echte Fußballfans aus Deutschland kommen.“ Die russischen Sicherheitsbehörden arbeiteten eng mit Kollegen anderer Länder zusammen. Ein internationales Lagezentrum der Polizei werde kurz vor Beginn der WM in Betrieb gehen. Jeder Versuch von Fangewalt werde unterbunden, sagte Sorokin. „Wir haben noch nie Gewalt während internationaler Sportwettbewerbe gehabt; und wir haben nicht die Absicht, welche zu erleben.“ Er machte aber keine näheren Angaben zum Sicherheitskonzept.