BERLIN (Dow Jones)Von der Bundesregierung bestellte Experten zur Überwachung der Energiewende sehen die sichere Stromversorgung in Deutschland in Gefahr. Vor allem der stockende Ausbau der Stromnetze kann ihrer Einschätzung nach in Zukunft zu mehr Stromausfällen führen. „Während die Bundesregierung die Stromversorgung als rundum sicher betrachtet, sieht die Expertenkommission bei der Versorgungssicherheit durchaus Probleme“, heißt es neuesten Bericht des Gremiums. Komme der Netzausbau nicht in Gang, riskiere die Regierung „perspektivisch versorgungskritische Situationen“, mahnen die vier Fachleute. So sind ihren Zahlen zufolge von den ursprünglich geplanten 1.500 Kilometern an Höchstspannungsleitungen (Enlag) lediglich 150 Kilometer gebaut. Für die Inbetriebnahme der großen Stromautobahnen im Jahr 2025 sieht die Kommission schwarz. Das Datum wird „aus heutiger Sicht kaum einzuhalten sein“. Die Trassen sind unverzichtbar, um nach Abschaltung der Kernkraftwerke den grünen Windstrom aus dem Norden zur Industrie in den Süden der Republik zu transportieren. Eigentlich hätten sie schon 2022 fertiggestellt sein sollen. Die aktuell in der Kohlekommission diskutierte Abschaltung von Kohlekraftwerken dürfe deshalb die Versorgungssicherheit nicht aus dem Blick lassen, fordern die Experten. Allgemein fällt ihr Tenor bei der Beurteilung der Energiewende skeptisch aus. Deutschland komme in zentralen Bereichen nicht voran. „Die Entwicklung der Treibhausgasemissionen befindet sich schon seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Zielpfad“, beklagt die Kommission. Denn anstatt weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre zu blasen, hat Deutschland 2015 und 2016 sogar wieder mehr Klimagas produziert. So stößt der Verkehrssektor mehr CO2 aus, das Heizen von Wohnungen, Häusern und die Aufbereitung von Warmwasser verbraucht noch immer zu viel Energie. Die große Koalition hat sich bereits vom ehrgeizigen Klimaziel für das Jahr 2020 verabschiedet.