Der Ölpreis hat in diesem Jahr kräftige Verluste hinnehmen müssen. Besonders im zweiten Halbjahr hat sich der Abwärtstrend beschleunigt. Anfang Oktober kostete das Barrel Brent noch 86,29 US-Dollar. Gut zwei Monate später hat sich der Preis um rund 40 Prozent verbilligt. Die spannende Frage ist, wie es mit der Ölpreisentwicklung im kommenden Jahr weitergeht. Die meisten Beobachter rechnen bei Öl allerdings kaum mit einem Ausbruch nach oben. Ein Überblick:

Commerzbank Rohstoffexperte Eugen Weinberg: „Das Jahr 2019 wird am Ölmarkt nicht weniger herausfordernd werden wie das abgelaufene. Die Dynamik der Weltwirtschaft lässt nach, was sich dämpfend auf die Nachfrageentwicklung auswirken könnte. Da die US-Regierung die gewährten Ausnahmen von den Iran-Sanktionen Anfang Mai nicht verlängern dürfte, sollten die iranischen Ölexporte weiter zurückgehen. Die US-Ölproduktion dürfte auch 2019 kräftig steigen. Außerhalb der USA dürfte das Nicht-OPECAngebot dagegen kaum noch zulegen. Die von der OPEC und einigen Nicht-OPEC-Staaten Anfang Dezember beschlossenen Produktionskürzungen wird wohl dazu führen, dass der globale Ölmarkt nächstes Jahr wieder ins Gleichgewicht kommt. Der übertriebene Pessimismus der Marktteilnehmer dürfte daher weichen und die Ölpreise sich allmählich erholen“.

UBS-Outlook 2019: „Wir erwarten einen massiven Erholungskurs am Ölmarkt. In den nächsten sechs bis zwölf Monaten ist mit einem Anstieg bis auf 85 US-Dollar je Barrel zu rechnen. Dennoch sollten Anleger sich weiterhin global diversifizieren, um idiosynkratischen, politischen Risiken in der aufstrebenden Region EMEA sowie in der Eurozone und im Vereinigten Königreich, die nächstes Jahr die Europäische Union verlassen werden, vorzubeugen“.

Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank: „Aufgrund der erwarteten soliden Konjunkturlage in den USA und der Eurozone könnte der Ölpreis zwar steigen“. Anlegern sind trotzdem auch im kommenden Jahr keine direkten Investments in Rohstoffe zu empfehlen. „Investoren, die im Rohstoffbereich anlegen möchten, dürften mit Aktien aus diesem Sektor besser fahren“, sagt Stephan.

Ostrum Asset Management: Kaum Potenzial für Preissteigerungen sieht Philippe Waechter von Ostrum Asset Management für den Ölpreis. Nach einem zeitweiligen Anstieg habe der Kurs einen Rückschlag erlitten und liege nun unter oder nahe an den Werten des gleichen Zeitraums im Jahr 2017. „Die Voraussetzungen für diesen starken Rückgang der Ölpreise haben die weniger strikte Haltung der US-Regierung gegenüber den Ölkäufen insbesondere Chinas und Indiens beim Iran sowie die steigende US-Produktion geschaffen“.

Einen Brent-Ölpreis von rund 70 Dollar/ Barrel hält Goldman Sachs für möglich. Der Leiter der Rohstoff-Sparte Jeff Currie glaubt an eine kräftige Erholung im kommenden Jahr. Dabei setzt der Experte nicht nur auf die Wirkung der von der OPEC beschlossenen Förderkürzungen, sondern auch auf eine mögliche Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Dies könne aktive Händler zurück in den Markt holen.

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