BERLIN (Dow Jones)Die deutsche Wirtschaft wird nach einer neuen Prognose in diesem Jahr nur um 0,5 Prozent wachsen. „Im Winterhalbjahr 2018/2019 ist die Weltwirtschaft vor allem aufgrund wirtschaftspolitischer Risiken in eine Schwächephase geraten. In Deutschland nimmt die Konjunktur nur langsam wieder Fahrt auf“, erklärte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zu der Prognose. Im Jahr 2020 soll die Wachstumsrate dann aber „auch wegen der höheren Zahl an Arbeitstagen auf 2,0 Prozent“ steigen. Im Dezember hatten die Ökonomen aus Halle noch 1,4 Prozent Wachstum für dieses und 1,8 Prozent für nächstes Jahr vorhergesagt. Mit ihrer neuen Prognose zeigen sie sich für 2019 pessimistischer als offizielle Stellen und die Wirtschaft in ihren jüngsten Prognosen aus den ersten Monaten dieses Jahres. So rechnen die internationalen Organisationen OECD und IWF mit 0,7 und 1,3 Prozent, und die Bundesregierung erwartet 1,0 Prozent. Die Erwartungen von OECD, IWF und Regierung für 2020 sind aber durchweg geringer als die des IWH. Das IWH erklärte, ein wichtiger Grund für die weltwirtschaftliche Schwächephase dürfte in der Unsicherheit darüber liegen, welche Wendung die Streitigkeiten der US-Regierung mit China und der Europäischen Union nähmen. Für Europa komme belastend hinzu, dass alle Fragen um den Brexit weiterhin offen seien. Zwar stützten niedrige Zinsen und finanzpolitische Impulse die Konjunktur im Euroraum, eine Belebung dürfte aber erst von außenwirtschaftlichen Impulsen kommen, wenn Mitte 2019 expansive wirtschaftspolitische Maßnahmen in China ihre Wirkung entfalteten. In Deutschland habe sich die Auslandsnachfrage, vor allem aus den EU-Partnerländern, deutlich verlangsamt. Dagegen dauere die starke Baukonjunktur an, und die Unternehmen bauten trotz Produktionsrückgängen weiter Beschäftigung auf. „Offensichtlich wird die gegenwärtige Schwächephase vielfach als vorübergehend eingeschätzt, der Mangel an Fachkräften dagegen als langfristiges Problem, dem durch stetigen Personalaufbau zu begegnen ist“, sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. Die Folge sei aber ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten. Die Unternehmen würden die Beschäftigung nicht mehr so schnell ausweiten wie im Jahr 2018, zumal nach dem IWH-Flash-Indikator wenig mehr als Stagnation im ersten Halbjahr 2019 zu erwarten sei, sagte er voraus. Dennoch dürfte der private Konsum robust expandieren, nicht zuletzt wegen weiter steigender Reallöhne. Zudem stützen die niedrigen Zinsen und diskretionäre finanzpolitische Maßnahmen, die im Jahr 2019 ein Ausmaß von 0,7 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt erreichten. Nach der Prognose aus Halle wird das Wachstum im ersten Halbjahr 2019 stagnieren und im zweiten Halbjahr 1,1 Prozent betragen. Im zweiten Halbjahr 2020 soll es dann 2,3 Prozent erreichen. Die privaten Konsumausgaben werden nach den Berechnungen dieses Jahr um 1,1 Prozent und nächstes um 2,0 Prozent steigen. Die Anlageinvestitionen sollen 2019 um 2,2 Prozent und 2020 um 2,8 Prozent zunehmen. Für die Exporte veranschlagen die Ökonomen einen Zuwachs um 2,0 Prozent in diesem und 4,2 Prozent im kommenden Jahr und für die Importe ein Plus von 4,6 Prozent und 4,9 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen geht dieses Jahr laut IWH auf 2,188 Millionen und kommendes auf 2,044 Millionen zurück. Die Arbeitslosenquote sinkt demnach 2019 auf 4,8 Prozent und im Jahr 2020 auf 4,5 Prozent.

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