FRANKFURT (dpa-AFX) – Der Kurs des Euro ist am Freitag wegen neuer politischer Turbulenzen in Südeuropa erneut auf Tauchstation gegangen. Am Nachmittag fiel die Gemeinschaftswährung auf den tiefsten Stand seit November bei 1,1647 US-Dollar. Am Mittag hatte der Euro noch deutlich über 1,17 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1675 (Donnerstag: 1,1728) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8565 (0,8527) Euro. Während die Regierungsbildung in Italien weiter die Finanzmärkte in Schach hält, sind am Freitag politische Turbulenzen in Spanien hinzugekommen. Im Zuge der Korruptionsaffäre der spanischen Regierungspartei PP gerät Ministerpräsident Mariano Rajoy zunehmend in die Bredouille. Die Sozialistische Partei (PSOE), die größte Oppositionspartei des Landes, brachte einen Misstrauensantrag gegen den 63-Jährigen ein. Um diesen Antrag zum Erfolg zu führen, sind die Sozialisten allerdings auch auf die liberalen Ciudadanos angewiesen. Ciudadanos-Generalsekretär José Manuel Villegas forderte Rajoy auf, Neuwahlen auszurufen. Laut Umfragen dürften bei Neuwahlen die Ciudadanos als große Gewinner hervorgehen. „Damit ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Spanien schon bald zum nächsten Sorgenkind der Währungsunion entwickeln wird“, kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Eine Regierungskrise in Spanien dürfte jedoch die durch Italien ausgelöste Verunsicherung in der Eurozone verstärken. Zumal laut Solveen eine tiefere Integration der Währungsunion nach den Vorschlägen des französischen Präsidenten Macron in immer weitere Ferne rückt. In Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, feilt der designierter Premier Giuseppe Conte immer noch an der Ministerliste für die eurokritischen Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega. Probleme gibt es vor allem bei der Besetzung des Finanzministeriums: Nach den Wünschen der Lega soll der ausgemachte Deutschland- und Euro-Kritiker Paolo Savona das wichtige Ressort besetzen. Die umstrittene Personalie dürfte allerdings Staatspräsident Sergio Mattarella nicht gefallen, der der Ministerliste zustimmen muss. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,87540 (0,87475) britische Pfund, 127,72 (128,46) japanische Yen und 1,1593 (1,1607) Schweizer Franken fest. Gefixt wurde die Feinunze Gold in London mit 1303,50 (1304,85) Dollar.