SINGAPUR (dpa-AFX) – Der Euro hat am Donnerstag im frühen Handel seinen jüngsten Höhenflug fortgesetzt. Der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung kletterte bis auf 1,2440 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2014. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich der Euro deutlich verteuert – alleine in dieser Woche stieg der Kurs um rund 2 Cent. Vor einem Jahr hatte der Euro mit 1,07 Dollar nur knapp über der Parität gestanden und es hatte viele Experten wie die Volkswirte der Deutschen Bank oder Goldman Sachs gegeben, die einen Rutsch unter die Marke von einem Dollar prognostizierten. Doch sie wurden auf dem falschen Fuß erwischt – der Euro gewann 2017 nach seinem Jahrestief von 1,05 Dollar peu a peu an Wert, wobei sich der Anstieg in der zweiten Hälfte beschleunigte. Jüngster Kurstreiber waren Maßnahmen der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Die größte Volkswirtschaft der Welt will künftig importierte Waschmaschinen und Solarmodule mit hohen Strafzöllen belegen. Die protektionistische Politik von Trump schürte am Devisenmarkt die Furcht vor einem Handelskrieg. „Trump trampelt auf dem Dollar herum“, fasste Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank die Marktentwicklung zusammen. Hinzu kamen Äußerungen von US-Finanzminister Steven Mnuchin. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte er: „Der schwächere Dollar ist gut für uns, insofern er den Außenhandel beeinflusst und Chancen eröffnet.“ Außerdem wird befürchtet, dass Trump in einer für Freitag erwarteten Rede in Davos erneut protektionistische Töne anstimmen könnte. Die aktuelle Euro-Stärke wird aber auch ein Stück weit durch Spekulationen begründet, wonach die EZB im Rahmen ihrer Zinssitzung am Donnerstag Hinweise auf eine schnellere Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik geben könnte. Mit Spannung wird erwartet, inwieweit sich EZB-Präsident Mario Draghi auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung zur jüngsten Euro-Stärke äußern wird. Der anziehende Euro beziehungsweise fallende Dollar hatte am Mittwoch die Aktienmärkte weltweit belastet. Am Donnerstag gaben aus diesem Grund auch viele asiatische Märkte nach – vor allem in Japan sorgte der anziehende Yen für deutliche Verluste. Hier fiel der Leitindex Nikkei um mehr als ein Prozent. Das Land hängt stark von der Exportwirtschaft ab und für die wird es bei einer eigenen stärkeren Währung tendenziell schwieriger Geschäfte im Ausland zu machen – beziehungsweise es kommt weniger von den oft in Dollar abgerechneten Ausfuhren in der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung an. Auch in Europa bekommen das immer mehr Unternehmen zu spüren. So hatte erst am Mittwoch der Supermarktkonzern Ahold Delhaize, der ein starkes Geschäft in den USA hat, mitgeteilt, dass der Umsatz im vierten Quartal wegen des starken Euro gesunken ist.