NÜRNBERG (dpa-AFX) – Trotz wachsender globaler Handelsstreitigkeiten und Konjunkturskepsis läuft es nach Ansicht von Experten auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor rund. Für den Juni rechneten von der Deutschen Presse-Agentur befragte Volkswirte deutscher Großbanken mit rund 2,28 Millionen Menschen ohne Job. Das wären etwa 36 000 weniger als im Mai und rund 194 000 weniger als vor einem Jahr. Der Juni-Arbeitsmarkt profitiere für gewöhnlich noch von den späten Auswirkungen des Frühjahrsaufschwungs. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Freitag (9.55 Uhr) veröffentlichen. Für manche Branchen wird der Job-Boom inzwischen zum Problem: Es fehlen zunehmend Fachkräfte. Mehr Stellen gebe es vor allem in der Informations- und Kommunikationsbranche, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel, teilte die BA mit. Anders sehe es dagegen im Bildungs- und Erziehungswesen aus. Als Grund für die positive Entwicklung nannte die Bundesagentur die stabile wirtschaftliche Lage im Land, die trotz verhaltener Erwartungen weiterhin sehr gut sei. Volle Auftragsbücher und eine robuste Binnenwirtschaft wirkten sich positiv auf den deutschen Arbeitsmarkt aus, betonten auch die von der dpa befragten Ökonomen. Doch der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Zollstreit mit der Europäischen Union, China und anderen Ländern hinterlasse bereits erste Spuren. Nach Einschätzung der Volkswirte zögern Firmenchefs mit Investitionen wegen des Handelskonflikts. Wird weniger investiert, kann das Folgen für die Konjunktur haben. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands bedeutendster wirtschaftlicher Frühindikator, fiel im Juni um 0,5 Punkte auf 101,8 Zähler. Für Menschen im Niedriglohnsektor gab es zu Beginn der Woche dagegen eine gute Nachricht. Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland soll zum 1. Januar 2019 von derzeit 8,84 Euro auf 9,19 Euro steigen. Zum 1. Januar 2020 solle eine weitere Erhöhung auf 9,35 Euro folgen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte die allgemeine Lohnuntergrenze verteidigt. Seit der Einführung 2015 sei sie trotz aller Vorbehalte kein „Jobkiller“ geworden.

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